Mutterland, Kiew (2023)
Mutterland, Kiew (2023)
Gemälde von Nazanin Pouyandeh
Gemälde von Nazanin Pouyandeh

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KUNOperformance

 

Carolee Schneemann "Innenrolle" Performance (1975)
Carolee Schneemann "Innenrolle" Performance (1975)

 

Während der Berlin Art Week im September 2023 stellt die türkische Schriftsteller*in, Kunstkritiker*in, Hochschullehrer*in und Performer*in Göksu Kunak (*1985 Ankara) vor der Neuen Nationalgalerie ihre Arbeit Venus vor. Als explizit queere künstlerische Persönlichkeit wird diese Performance sowie Kunaks Kunst  von Laura Ewert im monopol magazin ausgiebig dargestellt (aufs Foto klicken). In ihrer Presseerklärung schreibt die Nationalgalerie: " VENUS ist eine ortsspezifische, symbolisch überfrachtete Hyper-Assemblage, eine performative Installation über Klischees - insbesondere über Immigration, Bewegung, Steckenbleiben, Einschränkung, Geschwindigkeit oder Verlangsamung. Die Arbeit verwendet Referenzen aus Filmen, Musikvideos sowie Fluxus, Happenings und historischen Darstellungen der Venus." 

Mit einigen Video-Stills soll das hier erst einmal veranschaulicht sein:

 

Auf international bedeutende Performerinnen verweisend wie Florentina Holzinger und Anne Imhof, schreibt Laura Ewert: 

"Queere Nacktheit, Autos, starke Zeichen: Ist das kritisch oder affirmativ? Wer Kunaks Performances wirklich näherkommen will, kommt schnell in den Bereich der Überforderung. Kunak spricht Texte im Nachrichtenstyle, trägt Mundsperren, lässt Poledancer sich drehen und transvestitische Performer auftreten. Ihre Bewegungen könnten Porno oder Fitness sein".

 

 

Liest man, wie Kunak ihre thematischen Schwerpunkte fixiert:

"Einwanderung ist ein großes Thema. Modernisierung, Urbanisierung, Konsumkultur. Darstellung der Geschlechter. Verfall. Energie, Zerbrechlichkeit." (aus einer Mail an die monopol-Autorin), dann beginnen sich Konturen abzuzeichnen, wie man ihren künstlerischen Arbeiten beikommen könnte. Vor allem aber lässt sich schnell begreifen, dass hinter all ihren Bildern sich ein Bedeutungshorizont auftut, der selbst Ergebnis sorgfältiger Recherchearbeit ist, was auch für Entscheidungen gilt, wann und wo und wie dann der nackte Körper eingesetzt wird.

Dies gilt auch für eine Performance im Migros Museum für Gegenwartskunst Zürich (s.u. Fotos und Video) mit dem Titel Intervention on Frequency, eine Performance-Reihe, die sich mit Klangpraktiken beschäftigt und die Frage stellt: Was passiert, wenn Körper und Klang aufeinander treffen? Gezeigt werden Arbeiten, die verschiedene Positionen zu drängenden Fragen rund um Rasse, Geschlecht und Sexualität vertreten.

 

 

Ophelia’s Got Talent

von Florentina Holzinger

Konzept und Regie Florentina Holzinger

 

Statement der Jury vom Theatertreffen 2023

Florentina Holzingers Superheldinnen sind zurück – noch mutiger, kämpferischer, tiefseetauglicher als zuvor. Moderiert von der glasäugigen Piratin „Captain Hook“, die wie der Rest der Frauschaft unten ohne auftritt, beginnt der Abend als Talentshow von Athletinnen mit unterschiedlichen Begabungen, die althergebrachte Körperbilder und Geschmacksnormen hinter sich lassen. Sie tragen ihre Narben mit Stolz und erfinden neue Formen der Anmut. Dabei steigern sich unablässig die Stunts: Vom Apnoetauchen in mehreren Wasserbecken bis zur Massenmasturbation auf einem schwebenden Helikopter, vom Sirenengesang bis zum Plastikmüllstrudel im Wasserbecken. Der rote Faden in Holzingers maximalistischer Meereswesenshow ist Shakespeares Ophelia, deren Gang ins Wasser hier jedoch zur Empowerment-Strategie umgedeutet wird: Die Akteurinnen erzählen und überschreiben ihre Traumata durch den selbstbestimmt-kontrollierten Flirt mit der Lebensgefahr. Vom Überlebensmodus zum Wahnsinnsspektakel.

 

 

Im Rahmen des FESTivals KUNO22 (Juli 2022) entdeckten und entwickelten wir - ganz unbeabsichtigt - so etwas wie eine kleine Geschichte der Performance  anhand von rund zwei Dutzend Akteur:innen seit den 1950/60ern bis heute. 

Darunter so bekannte Namen wie Marina Abramović, die zweimal in unserer kleinen Abhandlung eine Rolle spielt. Plus drei ihrer Schüler:innen. Dann folgen chronologisch Yves Klein, Yoko Ono, Fluxus, Nam June Paik und Charlotte Moorman, Joseph Beuys, Bazon Brock, Wolf Vostell, Hermann Nitsch, Paul McCarthy, VALIE EXPORT, SheShePop. Und die jüngeren Generationen, beginnend mit Mònica Calle. Es folgen Carissa Rêgo, Regina José Galindo, Florentina Holzinger, Pussy Riot und die Femen. 

Viele von ihnen sind bekannt auch aus anderen Kunstsparten und gesellschaftspolitischen Engagements und natürlich sind das nicht alle.

Abschließend ist in diesem Beitrag des folgenden Links sehr empfehlenswert

der historische Blick aus einer anderen Perspektive, nämlich von der anderen Seite  des großen Teichs.

Neuzugänge, nicht was die Performance-Szene betrifft, erscheinen dann nach und nach in dieser Rubrik, die erstmal eröffnet wird von unserer Geschichte:

 

                                                                                                  Bitte aufs Foto-Logo klicken

LOBO | Carolina Bianchi und Cara de Cavalo
LOBO | Carolina Bianchi und Cara de Cavalo

Forsythes' interaktive Arbeit erstmals in Asien: eine Installation + eine Performance zwischen sich bewegenden Pendeln, alle generieren eigene Choreografien. Hier ein Video von 2013 im Museum Folkwang.