MärzMusica
#StandWithUkraine
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KUNO hat als Online-Plattform für Kunst- und Kulturaustausch anfangs auch mediale Möglichkeiten im realen Raum ausgelotet. Wie bei der Zusammenarbeit mit einem der zahlreichen regionalen Bürgerradios, Radio Weser TV. Kulturbeiträge waren da angesagt, für die, was Musik ̶ und hier vor allem Beat und Rock ̶ anging, Rolf Göbbert verantwortlich zeichnete, der im Studio auch die Interviews führte und die Platten auflegte. Paul Kroker dagegen kümmerte sich um den ganzen Rest von Literatur, Kunst und Kino. Das waren Versuche, die schließlich wegen logistischer Probleme nicht vertieft werden konnten, mitunter aber ganz passable Ansätze zeigten.
Die letzte von sechs der 60-Minuten-Sendungen von KUNOradio 2012, speziell ausgewählt für MärzMusica zum zehnjährigen Jubiläum von KUNO, bringt ein Gespräch mit dem britischen Rockmusiker Brian Parrish u.a. über die Anfänge des Beats im Hamburger Star-Club. Dazu wurde Lyrik präsentiert von Rolf Dieter Brinkmann, dem jung verstorbenen hochtalentierten Poeten der deutschen Beat Generation.
Ein anderes durchaus publikumswirksames Projekt im realen Raum waren 2016/17 drei Wohnzimmerkonzerte, zu denen KUNO ein Gitarre/Bass- und ein weiteres Duo, diesmal Gitarre/ Gesang, sowie eine Combo (Geige, Gitarre, Percussions,Tuba) zu Klängen von Jazz, Bossa Nova, Gipsy, Flamenco, Balkan und Chanson eingeladen hatte, alles dokumentiert auf MärzMusica anhand von Video-Takes.
Dass der Hauptteil von MärzMusica unter die Überschrift entdecken/erinnern gestellt ist, erklärt Kurator Paul Kroker aus eigenem Erleben: "Nach den Schlagern der Woche im Berlin meiner Kindheit, fällt meine musikalische Geburt in die Mitte/Ende der 60er Jahre mit Rock, Beat und Soul sowie als Roady unserer Schulband. Nach deren nicht gerade lautschwachen Abendkonzerten war dann eine Bach-LP danach eine wohltuende Ergänzung." Das habe ihn später im Leben und dann bei der Gestaltung der Musikseite von KUNO nachhaltig geprägt, diese Abwechslung von U- und E-Musik und immer neugierig auf gerade auch unbekannte Musiken, Komponisten und Interpreten von heute wie aus vorigen Jahrhunderten. Und jahrzehntelanges Hören von Instrumenten und Stimmen, Chören und Konzerten haben aus dem dreizehnjährigen Oberschüler, der praktisch vom höheren Musikunterricht ausgeschlossen war, weil er keine Noten lesen und kein Instrument spielen konnte, einen Selbstlerner gemacht, der seitdem allen Musikrichtungen gegenüber aufgeschlossen ist und sich auch an Wagner und Hip-Hop erfreut. Diese Bereitschaft, sich dem künstlerisch Unbekannten zu stellen, sei nicht nur in der Musik, sondern für die ganze Palette der kulturellen Arbeit eine Grundvoraussetzung - auch für die eigene Zufriedenheit.
Nur wer Augen und Ohren offen hält, entdeckt in den Musiken der Vergangenheit immer wieder Neues. Aber auch in der Gegenwartsmusik. Bei den Klassikern faszinierende Vorträge, schöpferische Beethoven-Interpretationen und -Übertragungen wie im BTHVN-Jahr 2020. So gleichfalls auch bei der neueren Moderne von Eric Satie, John Cage, Philipp Glass in der kreativen Auslegung von Dirigent*innen der jüngeren Generation wie Joanna Mallwitz, Teodor Currentzis und Kyril Petrenko.
Kongeniale Pianist*innen wie Khatia Buniatishvili, der Hauskonzertant Igor Levit, die Grande Dame des Piano Martha Argerich, der Jungstar mit mehr als nur seinem Chopin: Jan Lisiecki. Und noch einer darf nicht fehlen: Daniil Trifonov zusammen mit der Geigerin Anne-Sophie Mutter beim Forellen-Quintett.
Der Instrumente sind viele, bei MärzMusica ist noch die Trompete von Alison Balsom zu hören. Und die E-Gitarre von Jimi Hendrix. Einer der ganz großen Singer-Songwriter und Literaturnobelpreisträger: Bob Dylan, seine Kolleg*innen aus dem Gesangsfach so originell und ausdrucksstark wie Aretha Franklin, Janis Joplin oder Patti Smith. Dann Bands wie Beatles und Stones wie auch die einstigen Straßenmusiker, die Jungs von AnnenMayKantereit.
Hörens- und sehenswerte kleinere Musikbeiträge (3'-10'), in ganz unterschiedlichen Formaten: als Promotionsvideo, als Flashmob in einer spanischen Provinzstadt mit Ravels Bolero, als Kellerkonzert der Band, als Hauskonzert am Piano beim Bundespräsidenten, als Werkerklärung mit Solisten und Orchesterleitung und nicht zuletzt als Livemitschnitt.
In ihrer Gesamtlänge sind dann hier bei MärzMusica mehr als zehn Konzerte zu erleben, darunter Beethovens Waldsteinsonate; Chopins Etüden; Mahlers 8. Sinfonie; Verdis Requiem, aber auch Cage mit Piano Works (3:17:17); Schuberts Winterreise in Zenders Bearbeitung (Dirigent Currentzis) und schließlich Kjartansson mit The Visitors, 9 Musiker*innen/ 9 Räume/ 9 Screens und nur ein einziger Song, der aber 45 Minuten lang.
Neun lebensgroße Videotableaux, acht MusikerInnnen und ein eklektischer Chor in trancehafter Versenkung vor laufender Kamera in einem kontinuierlichen Langzeit-Take. Neun Szenen aus der vergessenen Landidylle von Rokeby Farm. Und immer wieder das Mantra „Once again I fall into my feminine ways“…
Feminine Ways
A pink rose
In the glittery frost
A diamond heart
And the orange red fire
Once again I fall into
My feminine ways
You protect the world from me
As if I’m the only one who’s cruel
You’ve taken me
To the bitter end
Once again I fall into
My feminine ways
There are stars exploding
And there is nothing you can do
Ásdís Sif Gunnarsdóttir
KLANK-Klänge und noch kein Ende.
Denn wir möchten nicht auf einen Höhepunkt der besonderen Art, Art auch im Sinne von Kunst, verzichten:
Das Eröffnungskonzert von MaerzMusik 2022 im Berliner Gropiusbau am 18. März, das man auch eine einhundertvierundsechzigminütige Klang-Orgie nennen könnte.
Es beginnt mit kleinen Konzerten von achtzehn sich kämmenden Frauen und ihren Geräuschen, einem Quartett an einer Circle-Flöte, einem weiteren von Frauenstimmen, Soli für Akkordeon, Cello und Schlagzeug, Lesestimmen und Blechbläser. Das alles miteinander verzahnt vom Großen Lichthof bis in die Gänge und Säle des Museums. Und dann noch ein weiterer Schlagwerker. Und wieder das Akkordeon. Und die Blechbläser und immer wieder die verschränkten Stimmen einer Vorleserin und eines Vorlesers. Dann wieder Cello und Blechbläser und Klarinetten, auch auf der Empore beim Schlagzeug. Das alles zum Konzert Who Am I von Christian Kesten im Lichthof.
Zum Abschluss ein großes Konzert von sechzehn Becken, bespielt von sieben Musiker*innen, minimalistisch und anschwellend bis zur Klimax, dann langsam abklingend - und der Abend im Gropiusbaus findet sein entspanntes Ende.
Maerz Musik 2022 nicht mehr verfügbar
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17.03.22
Eine Rückmeldung zum Gehörten wäre für alle Beteiligten wunderbar