Mutterland, Kiew (2023)
Mutterland, Kiew (2023)
Gemälde von Nazanin Pouyandeh
Gemälde von Nazanin Pouyandeh

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kulturimnorden@gmail.com 



 

 

Vernissage-Webinar Do, 5.Okt. 18.00

auf Einladung der ViLE-Seniorenorganisation,

Moderation Dr. Markus Marquard (ZAWiW, Universität Ulm). Es präsentiert Paul Kroker (KUNO)

 

 


 

 

Wenn wir eine dritte Runde bei uns noch nicht - in einem Fall noch nicht so - vorgestellter Arbeiten der Neuen Medienkunst eröffnen, halten wir es für unsere Pflicht, auch diesmal öffentlich Rechenschaft abzulegen darüber, warum denn nun noch einmal dieses Thema der Kooperation von Wissenschaft, Technologie und den Künsten. 

 

Vielleicht zuerst, weil auch die Beschäftigung mit der Neuen Medienkunst ein Lernprozess ist, der uns immer wieder vor neue Kunstproduktionen und damit vor neue Fragen stellt. Und wir möchten die einen wie die anderen gerne mit der interessierten Öffentlichkeit teilen.

Dabei wird immer klarer, warum sich verschiedenste Wissenschaften sowie die Künste mit all ihren Genres und Facetten gerade jetzt in der Ära der Digitalisierung aus demselben Topf technologischer Tools bedienen - und hier ist Künstliche Intelligenz mit ChatGPT und Midjourney vorerst der letzte Höhepunkt. Denn, gar nicht soviel weiterblickend, die Quantenmechanik ist schon ante portas.

 

Und warum denken wir hier Wissenschaft und Kunst zusammen? Weil sie ein gemeinsames Interesse haben an der Erkenntnis der Welt, des Menschen, der Natur. Und ihre Resultate an die Öffentlichkeit weitergeben, Diskussionen entfachen, an denen alle, Medien, Spezialisten und Laien, eingeladen sind, sich zu beteiligen. Denn Information und Kommunikation erweitern und vertiefen unser Verstehen und wappnen uns gegen Vorurteile und Fakes.

Was natürlich auch dazu dient, unseren Alltag besser zu bewältigen, der so komplex und kompliziert ist schon im Kleinen und dann erst in Anbetracht der Vielzahl aller Dinge und Zusammenhänge. Und  er betrifft ganz konkret unser ganzes Leben und unseren eigenen Körper. Was wissen und verstehen wir denn wirklich davon?! Unsere Realität ist ein so großes Netzwerk, in dem wir leben und kommunizieren, ohne eigentlich vieles Notwendige wirklich verstehen und mitteilen zu können. Da bleiben wir dann notgedrungen vage, greifen zu Metaphern oder zur neuen Variante im Netz: "Einfache Sprache", um uns im Alltag einigermaßen kompetent zu bewegen und verständlich zu machen. Anders ist das auch nicht möglich. Und ja: Wir wissen uns dabei schon zu helfen!

Und besser noch: mit anderen zusammen das Leben eben als Lebensraum zu begreifen, als Raum der Kommunikation. Wohin dann auch Wissenschaft und Kunst gehören, nicht als Zwerg Allwissend, sondern als helfende Hände und Köpfe, in unserer Zeit neue Fragen zu stellen, damit auch zu erinnern an Vergangenes und Vergangenheit, an die Geschichte und die vielen  einzelnen Geschichten, die unsere Gegenwart prägen. Wie zum Beispiel :

Was bedeutet denn eigentlich im Angesicht der  immer drastischeren Ökokatastrophe die Deklaration unserer Epoche als Anthropozän, als "Erde im Zeichen des Menschen" ? Wohin führt im Zuge der industriellen Revolution der menschengemachte  Angriff  auf die Natur? Wollen, sollen, müssen wir uns deshalb auf andere Planeten orientieren, um auch sie etwa nach denselben zerstörerischen Prinzipien zu kolonisieren?

 

Die Natur ist so groß und aller bisherigen Erkenntnis zum Trotz  noch vielfach unentdeckt und so rätselhaft - drängen sich da Wissenschaft und Kunst nicht noch genug Fragen, Forschungen, Forderungen, Hypothesen und Inspirationen geradezu auf? Und dabei Nachdenken über Grundfragen der Existenz, uralte, vergangene Formen des Lebens in Fauna und Flora aus der Vorgeschichte der Menschheit? Wie sollen wir uns Zukunft vorstellen ohne ein Rückerinnern, das zugleich einen unerwartet neuen Blick auf unsere Gegenwart gestattet?

Und dann:  Wo ist da der Platz der Kunst? Verliert sie sich gar bei soviel 

Wissenschaft und Technik? Wo und wie kann sie kreativ und ästhetisch inspirierend wirken? Ein herausragendes Beispiel  liefert die Spinnen-Netz-Art von Tomás Saraceno, deren Klangkunst die einzigartige Belobigung der BBC erfuhr: Streben nach Schönheit ! 

Schauen wir mal, was uns von den künstlerischen Positionen der neuen Ausstellung in diesem Sinne oder auch in einem andern vorgeschlagen wird.

 

Gern begleiten wir, wer immer mag, bei einem Rundgang, Termin bitte vereinbaren: kulturimnorden@gmail.com

 

 

September 2023                                                                                        Paul Kroker

 

Now and Then, ein halbes Jahrhundert Gespräche, Kooperationen zwischen den Vier über ein Projekt, das jetzt realisiert werden konnte. 

Das John-Lennon-Demo, erstmals 1995 von Paul, George und Ringo für die The Beatles Anthology bearbeitet, blieb unvollendet. Dank der von Peter Jackson & Team entwickelten KI konnte schließlich Johns Gesang von seinem Klavierpart abgekoppelt werden. So konnte das Original wiederbelebt und neu bearbeitet werden dank der kreativen Neugier der Beatles und ihrer Faszination für Technik.

Viel berichten Text (oben) und Video (unten) davon.

Tomás Saraceno, Algo-r(h)i(y)thms, 2018, Installationsansicht bei On Air, Paris
Tomás Saraceno, Algo-r(h)i(y)thms, 2018, Installationsansicht bei On Air, Paris

 

Tomás Saraceno

 

Tomas Saraceno, Ausstellung ZKM, 2023/24 (Videostill)
Tomas Saraceno, Ausstellung ZKM, 2023/24 (Videostill)

  

 

Der argentinische Künstler (1973) lebt und arbeitet in Berlin.

Seine Kunst verbindet sich mit Bio- und Sozialwissenschaften und zielt programmatisch auf einen sinnlichen Umgang mit dem Planeten (und dem Kosmos) und das mit einer expliziten sozialen und ökologischen Haltung, durchaus im Einklang mit ästhetischen Aspekten seiner Arbeiten.    

Saracenos langjähriges Interesse an Spinnen und ihren Netzen führt in der Kunst zu interaktiven Netzinstallationen in den vergangenen Jahren wie Cloud Cities und in orbit, die deutschlandweit zu sehen und zu begehen waren, oft in einigen Metern Höhe.

Folgerichtig nur die Gründung eines internationalen Forschungsverbunds zum Studium der unterschiedlichen Arten dieser Lebewesen, ihren Architekturen der Netzkonstruktionen und ihrer Systeme der Wahrnehmung und Kommunikation. 

Mit der TU Darmstadt entwickelte Saraceno den Spider/Web Scan, ein  lasergestütztes tomografisches Verfahren, um erstmals präzise 3-D-Modelle komplexer Spinnennetze zu entwickeln. In diesem Zusammenhang untersucht er, wie Ursula Drees berichtet, 

"die Spannkraft, den Aufbau, die  Widerstandsfähigkeit von Spinnennetzen. Im europäischen Raum kennen wir 2-dimensionale Spinnennetze, es gibt aber in anderen Regionen Spinnenformen, die hochkomplizierte 3- dimensionale Netzkörper spinnen. Da Spinnen ziemlich schlecht sehen, verfügen sie über ausgezeichnete Schwingungssensoren. Sie kommunizieren über Schallveränderungen und über sehr leichte Vibrationen.".

Die Besucher:innen der Ausstellung Algo-r(h)i(y)thms im Karlsruher ZKM (noch bis Januar 2024) können die einzelnen Fäden und Knotenpunkte der übergroßen dreidimensionalen Spinnennetz-Skulpturen berühren und erleben, wie ihre Schwingungen von angebrachten Tonträgern in ganz verschiedene Töne, Klänge und Echos transformiert werden und in der Ruhe des Raumes ein sinnliches Erleben von Vorgängen in der Natur erzeugen, die menschlicher Erfahrung sonst verschlossen sind.

Saraceno macht Unsichtbares aus der Fauna menschlich erfahrbar, haptisch und klanglich, seine Netze werden zu Musikinstrumenten mit vielen Saiten, die einzeln zum Klingen gebracht werden oder - wie im Video vorgeführt - zusammen sogar konzertant agieren. Der Künstler erforscht Rhythmus und Frequenz der Vibration der Spinnen in Aktion und beobachtet sogar, wie sie durchaus trickreich Fake-News aussenden, um anderen eine Falle zu stellen, wenn er von jener Spinne berichtet, die wie eine Ameise vibriert, um dann sich über eine Artgenossin herzumachen. 

 

 

 

 

Im Übrigen erweist sich hier mit dieser Arbeit von Tomás Saraceno, dass die Nachahmung der Natur auch im Anthropozän nicht einfach nur überholt und Vergangenheit ist, als dieses Prinzip dem Überleben der Menschheit so elementar dienlich war. Auch heute und in den Künsten ist dies keinesfalls  nur als abwertend zu verstehen. Und: Vorbilder gab und gibt es  eigentlich schon immer. In unserer Zeit aber ist die Rückbesinnung auf uraltes Leben in Fauna und Flora technologisch zur für uns Menschen mit allen Sinnen greifbaren Gegenwart und ein Raum neuer Erkenntnisse geworden.

 

So stellt Saraceno in seinen Ausstellungen auch Spinnenbiotope in großen Glaskästen aus im dunklen Raum so in Paris wie auch aktuell im ZKM 

den überdimensionalen Nachbau eines räumlichen Systems von spinnenähnlichen Netzen auf der Grundlage von Forschungsergebnissen. Sie erlauben die Immersion und Partizipation des Publikums,, was in Karlsruhe durch Berührung der Fäden des Netzgewebes sich zu einer Klanginstallation auswachsen kann.

  

Dieser Vorgang könnte auch bezeichnet werden als eine von Menschen für Menschen gemachte intermediale Übersetzung von kommunikativen Akten aus der Welt kleiner tierischer Organismen für die Wahrnehmung tonaler

Schwingungen des menschlichen Ohres, das ja für Klang und Musik empfänglich ist, auch ohne ihren ursprünglichen Bedeutungsgehalt kennen zu müssen.

 

Zudem hat Saraceno mit einem großen Ensemble aus Wissenschaft, Musik und Technik bereits 2018 das Projekt  On Air entwickelt, das einmal die von Spinnen produzierte Klangwelt hörbar, dann ihre Reaktionen in Bewegung wie Schwingung erfahrbar macht sowie die Tiere zu einem interaktiven Klangaustausch inspiriert mit einzelnen von Musikier:innen intonierten Instrumenten wie zum Beispiel einer Klarinette.

 

Von der BBC in einer halbstündigen Dokumentation zusammengestellt mit Beiträgen von Saraceno und vielen anderen Beteiligten unter dem expliziten Titel: Streben nach Schönheit - Das Spinnenorchester.   

Unbedingt mal reinhören - das könnte ein Klangvergnügen werden.

Daraus haben wir 60 Sekunden extrahiert (ganz unten), um hörbar zu machen, wie ähnlich die von Spinnen produzierten Klänge Formen der Neuen Musik oder der Minimal Music sein können.

 

BBC  SOUNDS

 

Die Kunst von Tomás Saraceno, der mit Spinnen und ihren Netzen Skulpturen und Musik macht. Ein musikalisches Netzwerk aus den Tieren abgehörten Klängen und ihren Reaktionen auf instrumentale Inspiration von Musiker:innen sowie auch deren eigene Klangwelten, inspiriert von den Spinnen.

Veröffentlicht am: 26. November 2018

 

 

Hier jetzt der einminütige Auszug: 

 

Ja, warum nicht: Nehmen wir solch ein Kunstereignis wirklich mal mit jener Prise Humor, der aus der lachenden Künstlerin in ihrem Eröffnungsvideo spricht.

Eigentlich wollten natürlich auch wir gern über die App verfügen und damit die Ausstellung wenigstens im Video oder Stream verfolgen bzw. nachhaltig anlegen, doch nützte sie nur direkt vor Ort im Gropius-Bau während der kurzen Dauer von Ana Prvačkis Schau Apis Gropius (2023). Die war nach gut zwei Wochen schon wieder zu Ende. So dass uns nur bleibt, sie mit wenigen Worten, Bildern und erklärenden Kurzvideos der Künstlerin nachzustellen.  

Aber auch daraus ergibt sich ein Gesamtbild dieser Arbeit auf der Basis des Zusammenwirkens von historischem und biologischem Wissen, der Apikultur und den entsprechenden handwerklichen Kenntnissen der Imkerei, der Architektur und Erzählkunst sowie moderner Technologie zur Gestaltung einer Performance mit Augmented Reality. 

 

Und wir antizipieren das großartige Endergebnis in diesem Bild: 

 

Ana Prvački, Apis Gropius, 2022, gestaltet von NEEEU © Ana Prvački
Ana Prvački, Apis Gropius, 2022, gestaltet von NEEEU © Ana Prvački

 

Die Künstlerin stammt aus einer Imkerfamilie, aufgewachsen von Kindesbeinen an mit der Geschichte und den Geschichten von und über Bienen. Ihr Lebens- und Kunst-Elixier ist tatsächlich der Honig der Bienen, der ihr vom Großvater als Erbe überlassen wurde. Nun in Zeiten der Klimakrise ist ihr das Erzählen von Geschichten darüber besonders wichtig. 

 

 

 

Erzählen also vor dem Hintergrund ihrer Ausbildung in Musik, Theater, Maskendesign, Architektur, bildender Kunst, was ihre disziplinen-übergreifende und umweltbewusste künstlerische Praxis prägt. Gerade die kommt auch zum Ausdruck, wenn sie den indischen Umweltökonomen Pavan Sukhdev mit seinem UN-Bericht über Wirtschaft und Ökosysteme der Biodiversität zitiert: „Niemals hat Ihnen eine Biene etwas in Rechnung gestellt. Und das meiste, was wir von der Natur bekommen, ist kostenlos, hat keinen Preis, und wir ignorieren das, weil es nicht auf den Märkten gehandelt wird.“

 

 

Die Fotos hier unten zeigen, wie auf Handys und Tablets

die Ausstellung zu erleben war: 

 

Die empathische Wertschätzung der Bienen ist alles andere als aus der Luft gegriffen, davon zeugen  über 20.000 Bienenarten und eine Geschichte von 80 Millionen Jahren. Ein erster Nachweis findet sich in einer Höhle von Valencia im Bildnis einer Frau auf einem Baum, die sich einem Bienenstock nähert.

 


 

Die kollektive Intelligenz dieser Spezies manifestiert sich in den gemeinsamen Entscheidungen eines Schwarmes, z.B. einen neuen Stock zu beziehen und darin ein konstantes Klima zu bewahren. Sowie im Frühjahr gemeinsam auszuschwärmen und dabei auf die „Toilette zu gehen“ – und hier folgen dann einige Anekdoten der Autorin, die die Erzählungen ausschmücken wie die vom „gelben Regen“ und dem giftigen Honig als Kriegswaffe der Türken gegen die Römer.

 

 

Die Fotos (hier unten) zeigen, was u.a. auf den Mobilgeräten

per Augmented Reality zu sehen war:

 

Und da sind wir dann auch bei der historischen und mythologischen Einordnung dieser Spezies wie den religiösen Zeremonien der Maya, den orakelhaften Bienennymphen in der griechischen Antike, den Melissae als Götterbotinnen. Und – so die Autorin – bei einer sehr alten Tradition unter Imkern, wenn sie als Grundlage eines gemeinsamen Zusammenlebens von Menschen und Bienen diese ins Vertrauen ziehen mit ihnen privateste Dinge über Tod und Geburt oder Heirat teilen.

 

 

Wir erkennen nun recht gut, warum Ana Prvački während ihrer Residenz im Gropius Bau 2022 die Erzählung von der semifiktiven Biene Apis Gropius entwickelt, die ja durchaus wissenschaftlich und geschichtlich grundiert ist. Zudem noch durch eine Entdeckung während der Recherchen im Gebäude selbst: Auf den Bodenfliesen finden sich Abbildungen von Bienenstöcken (s. Videostill hier unten): 

 

Dies im architektonischen Kontext des im 2. Weltkrieg zerbombten Gebäudes, das erst ein gutes halbes Jahrhundert vorher errichtet worden war vom Großonkel des BAUHAUS-Gründers Walter Gropius, dessen Intervention den Abriss der Ruine verhinderte und die Chancen für das heutige Ausstellungshaus eröffnete. Für Ana Prvački bot sich hier die eine exzellente Gelegenheit, einen Bienenstock zu imaginieren, der sich in einer rußverschmierten Säule als Apis Gropius niedergelassen hat, um nun die Blüten auf den Fliesen am Boden des großen Saales zu bestäuben.

 


 

Diese wissensreiche und kunstvolle Erzählung von Ana Prvački nicht als Text, sondern visuell erlebbar zu machen, wurde technologisch durch den Einsatz von KI in Gestalt der Augmented Reality möglich.

 

 

Ausstellungsansicht “We grow, grow and grow, we‘re gonna be alright and this is our show”, HMKV, Dortmund. (Photo: Jannis Wiebusch)
Ausstellungsansicht “We grow, grow and grow, we‘re gonna be alright and this is our show”, HMKV, Dortmund. (Photo: Jannis Wiebusch)

 

 

Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten

 

 

Klick zum Link Westart / WDR

 

Statement der beiden

"Wir wollten nicht zeigen, wie viel unserer Umwelt schon zerstört wurde und wie schrecklich das Ganze ist, sondern eine Art Perspektivwechsel vollziehen: wir leben in einer fantastischen Welt, in einem riesigen Ökosystem, das im Gegensatz zu uns Menschen, noch Jahrmillionen weiter existieren wird. Da gibt es Symbiosen in der Natur, die Organismen zu Superwesen werden lassen, deren Fähigkeiten es erst möglich gemacht haben, dass wir hier einen Lebensraum haben.
Wir treten in der Ausstellung Zeitreisen an, hören kleinsten Organismen zu, die sprechend und singend ihre Geschichten weitergeben. Die Ausstellung funktioniert nicht nur visuell, sondern auch als eine Art Musical, in der jeder Charakter ein eigenes Bühnenbild bekommen hat. Utopie und Dystopie liegen darin nah beieinander. Die Farben, die Sounds, die Lichter ziehen an und öffnen eine Art Kosmos, indem andere Zeit- und Größenverhältnisse gelten, um schließlich dann doch wieder durch die auf Fakten basierenden Narrationen zurück in die Realität geholt zu werden – um so das „Draußen“, die Umwelt, neu zu entdecken."

(aus dem Interview mit kaput mag. Klick aufs Foto unten)  

 

 

 

Die beiden Künstler:innen, die auch auf SoundCloud seit etlichen Jahren zu hören sind, präsentieren ihre  Kunstproduktion für ihre erste institutionelle Ausstellung  im Hartware MedienKunstVerein in Dortmund (März-Juli 2023) über Aufkommen und Absterben von pflanzlichen Organismen als ein "Musical" (O-Ton) mit singenden kleinsten Lebewesen. Ihren Fragestellungen nach dem Verhältnis von Mensch und Natur in Zeiten der Klimakrise möchten sie, ihren eigenen Worten zufolge, durch "Vermenschlichung mehr Empathie  verleihen".

Sie erinnern ausgestorbene Pflanzenarten eingedenk all derer, die organisch zu neuem Leben finden bzw. finden könnten und "spekulieren über existierende und kommende Symbiosen zwischen Mikroorganismen, Pflanzen, Tieren, Bakterien, Pilzen und technischen Objekten. Es geht um neuartige Kreisläufe und Allianzen in der Natur – im Zeitalter des Anthropozäns", so die Kuratorin Inke Arns, die noch darauf verweist: Die multimediale Ausstellung vollziehe einen radikalen Perspektivwechsel: Sie betrachte die Welt aus der Sicht nichtmenschlicher Organismen, denen wir üblicherweise kein Bewusstsein zusprechen. Diesen Wesen und Dingen geben die Künstler*innen eine Stimme. 

 

 

 

Am Beispiel des Algenfarns Azolla, der CO2 aus der Atmosphäre zur eigenen Ernährung bindet und mitverantwortlich für das Eiszeitalter der Erde ist, verfolgen sie Jahrmillionen alte Spuren in die Gegenwart, denn riesige Azollamengen sind damals abgestorben und sedimentiert und könnten so in Erdöl- und Kohlevorkommen  auch in der Heimat des Duos noch nachweisbar sein. Andererseits fragen sie sich angesichts der Gletscherschmelze durch Klimaerwärmung, welche Lebensformen danach entstehen könnten, denn Phänomene der Natur verschwinden nicht einfach.

So wie sie einerseits zur besseren Anschauung im Aquarium Pflanzen züchten, bauen sie andererseits aus 3D-Scans virtuelle Welten, tauchen so in Zeiten vor der Ausbeutung der Natur ein und stellen zugleich zentrale Fragen wie: Was kommt danach, was ist wie vorstellbar? Wie lässt sich das zeigen? 

(Vgl. dazu auch Video samt Untertext der Kuratorin des HMKV)

Denn gegen Artensterben und Verwüstung des Planeten, die Substituierung der Natur durch Technologisierung, worin sich die Vorstellungen vom Primat des Menschen materialisieren, geronnen in der Formel von der Epoche des Anthropozäns, dagegen mobilisieren diese beiden Kunstschaffenden aus Dortmund Wissen und Fantasie wie die jungen Generationen weltweit, die  sich vereint sehen unter dem Slogan:  Another World Is Possible. 

Da lässt sich noch verzeihen, wenn nicht alles in ihren Ausführungen so stimmig und nachvollziehbar ist. 

  

 

Hito Steyerl

 

 

 

Hito Steyerl hat mit ihren Ausstellung zum Film Animal Spirits (24', 2022) in  in Seoul und Graz und schließlich in Berlin in diesem Jahr ein Projekt auch weiter entwickelt, das sich zusammenfassend und zugleich vereinfachend als eine analog und digital ineinandergreifende Installation bezeichnen lässt. Man kann sie visuell auf sich wirken lassen und wir laden dazu ein, wenigstens das einminütige Video aus Graz einmal auf sich einwirken zu lassen. Und danach vielleicht auch noch das aus Berlin mit Erklärungen von Hito Steyerl auf Englisch.

Dann kommen wir zu einigen Kernfragen des Films, wie wir es nach dem Begleitheft zur Ausstellung in Graz so zusammenfassen wollen: 

 

1. GEISTER

Animal Spirits ist ein Begriff, den der britische Ökonom John Maynard Keynes 1936 prägte, um den Einfluss menschlicher Emotionen auf die Märkte zu beschreiben. Furcht und Gier beeinflussen einander und erzeugen eine Sphäre der Irrationalität“, sagt Hito Steyerl, um zu verdeutlichen, dass die darwinistische Idee vom „Survival of the fittest“ als Evolutionsgeschichte auch unsere Vorstellungen von ökonomischen Märkten bestimmt." Und in Krisenzeiten irrationale und instinktive Entscheidungen auf allen Seiten getroffen werden. Was bedeutet das für Ökonomie, Politik, Gesellschaft und Staat?

 

2. WÖLFE

Die Tiere spielen die Hauptrolle im Film, der  mit historischem Material und Interviews über den Protest der Schafhirten gegen eine spanische Reality-TV-Show in ihrem Bergdorf berichtet. Ihr Wortführer produziert Käse, ist aktiv in einer Künstlergruppe sowie als YouTuber und räsoniert über den Wolf als geschütztes Tier, das sich an seiner Herde eigentlich schuldfrei vergeht.

Die verzwickte Frage, die sich hier stellt: Kann hier der Mensch zum 'guten Hirten' werden, er, der selbst agiert als homo homini lupus und dem Menschen ein Wolf ist?!

 

3. HÖHLE

Oder wie es im Titel des Grazer Videos heißt:  Was ist ein Garten, ein Habitat, eine Sphäre, ein 'Cave'? - was begrifflich schon auf die spätere Berliner Ausstellung verweist.

Wenn hier die positive Konnotation von Höhle als Refugium aufbewahrt wird, dann unter Bezug auf Platon als Reflexionsraum über Wirklichkeit und die Idee davon, über Sein und Schein,  und das dann auch bezogen auf virtuelle Welten. Und die bietet auch Hito Steyerl auf in Form von animierten Höhlenmalereien im Beisein eines kleinen tanzenden Tauchers nun auch unter Wasser: hitosteyerl.net/virtualcave/

Die Frage nach der Wahrheitsgehalt von Texten und Bildern bleibt natürlich bestehen und lasse sich der Künstlerin zufolge u.a. vielleicht im "Kontext des Bildes, seiner Herstellung und deren Bedingungen“ beantworten.

 

4. WACHSTUM

Wie konkret Steyerl sich von traditionellen Gedanken des Wirtschaftens und des Wachstums abgrenzt, wird an der Energieversorgung ihrer Ausstellung durch das Solarpaneel auf dem Dach des Kunsthauses deutlich, auch anderweitig ist sie stets um eine Begrenzung ihre ökologischen Fußabdrucks bedacht.

Dass das Paneel die Form eines großen weithin sichtbaren schwarzen Quadrats annimmt, ist eine Reverenz an Kasimir Malewitsch und sein gleichnamiges Bildnis von 1913 mit dem Titel Sieg über die Sonne.

Sicherlich erst einmal aus heutiger Sicht missverständlich und zumindest ein lebender Widerspruch. Denn im Ausstellungsraum bedient die Energiequelle die gesamte Versorgung der Elektrik von den Bildschirmen bis zu den von der Decke hängenden psychedelisch beleuchteten Glaskugeln mit ihren Kräutern darin, deren Wachstum von Sensoren begleitet wird, die zugleich die Höhlenzeichnungen animieren.

 

Im Videotext stellt die Grazer Ausstellung die Besucher:innen vielleicht vor eine etwas sehr anspruchsvolle Aufgabe:

"Im Sog pulsierender Bilder, digitaler Rhythmen und Klänge lässt Steyerl das Publikum zu Beziehungen zwischen Sprache und ästhetischer Form, zwischen technologischer Struktur, biologischem Leben und machterhaltenden Systemen spekulieren."

Dem nachkommen, kann dann ansatzweise wirklich nur, wer mit all seinen Sinnen die Ausstellung selbst erleben kann bzw. konnte. Dazu haben wir die z.V. stehenden Videos und ausgewähltes Bildmaterial bereit gestellt. Zur weiteren auch gedanklichen Auseinandersetzung sollten dann schon die zur Verfügung stehenden Texte herangezogen werden.  

 

 

 

Zur Vollansicht und für eine eindrücklichere Bildbetrachtung auf eins der Fotos klicken, die alle nacheinander dank der Pfeile an den Seiten abgerufen werden können.

 

 

 

Hito Steyerl (1966, München), seit Jahren eine der einflussreichsten Akteur:innen der internationalen Kunstwelt (Art Review bewertete sie 2017 als Nummer 1 von insgesamt 100 Persönlichkeiten), die beispielhaft ihr künstlerisches Engagement mit dem in Kultur, Politik und Gesellschaft verschmelzen lässt wie auch als "dialektische Materialistin"  (O-Ton H.S.) immer wieder ihre Chance wahrnimmt, zivilisationskritische Kunst zu produzieren in der Einheit von Ästhetik und Ethik. 

 

Ein schönes Beispiel ist ihre Arbeit Strike (s. Video hier unten), ein munteres Spiel mit der Polysemie des englischen Wortes, überführt auf einen nicht ganz gleichwertigen Schlagabtausch zwischen einem LED-Screen und einer jungen Frau mit Hammer und Meißel. Der Kommentar der Autorin spielt anfangs mit der Dialektik von Zerstörung und Kreation, d.h. was offenbart sich nach der Zertrümmerung des Bildschirms an Erkenntnis? Hier ganz im Sinne von Lucio Fontanas Schlitz in der Leinwand oder dem Video von der Autofensterattacke (1997) der nur wenige Jahre älteren Performerin Pipilotti Rist.

Doch Steyerls Aktion im Video ist auch hier doppeldeutig, nicht nur eröffnet der kaputte Screen Einblicke in die Eingeweide der TV-Apparatur. Bis es dazu kommt, so zeigt das Video im zweiten Teil, handelt es sich fast um eine

(zumindest anfangs sinnlos erscheinende) Sisyphus-Arbeit, wenn Arme und Hände mit Hammer und Meißel vom Glas der TV-Scheibe  energisch abgewiesen werden. Könnten, sollten sie dann in den Streik treten? Die Frage beantwortet das Video antizipatorisch negativ.

 

Das Programmjahr 2021–22 des Urban Video Project begann mit Strike  (2010), einer älteren Arbeit von Hito Steyerl, war für einige Tage mit Einbruch der Dunkelheit am UVP-Außenprojektionsstandort an der Nordfassade des Everson Museum of Art in New York zu sehen.

 

Sasha Katz

 

                    Selbstporträt (2021)                                                 Fieber (2021)

   

Wonderkatzi, ihr Pseudonym bei Instagram, und ihre digitalen Bilder sind bemerkenswert und merk-würdig, erscheinen vertraut, attraktiv. Ihnen eignet die Kraft zu berührender Nähe, die zugleich – nicht so sehr aus Respekt vor der marmornen Perfektion ihrer Abbilder – Distanz gebietet nämlich ob ihrer unübersehbaren Kunsthaftigkeit selbst beim Selbstbildnis, was eine Aura klassischer Kühle zu verströmen scheint.  

Dann aber auch eine fast überbordende Lust am Körperlichen ihrer weiblichen Charaktere, deren "unverschämte Zärtlichkeit und Zerbrechlichkeit", so die Künstlerin, sie  auch als Quelle steter Inspiration bewundere. Und, möchten wir hinzufügen, neben all der sinnlichen Zartheit auch eine gehörige Portion fleischlichen Engagements, was das Gefüge aus Marmor – auch in den Betrachtenden – zu sprengen in der Lage sein könnte. Und bei konzentrierter Betrachtung dann wird auch augenfällig so manches widerborstige Element, das dialektisch die perfekte Schönheit  des Gesamteindrucks aus den Angeln hebt. Das resultiert aus der individuellen Ästhetik der in Russland geborenen und in Athen lebenden Künstlerin, die sich leiten lässt von der "unkonventionellen Schönheit echter Frauen", um "meine eigenen Schönheitsstandards" zu schaffen, so in einem Interview mit Joey Levenson in It´s Nice That ( 2.11.2021)

Das gelingt ihr auch mithilfe der technologischen Tools, mit denen sie ein 3D-Modell entwickelt, texturiert - also mit Oberflächenstrukturen und Farbtönungen etc. versieht - ausleuchtet und rendert, so dass schließlich ein zweidimensionales Bild wie die Abbildung einer Skulptur erscheint.

 

Last but not least noch ein Wort zur in der Kunstszene wiederholt thematisierten Ästhetik der Niedlichkeit, weil in diesem Zusammenhang auch der Name von Sasha Katz fällt. Diese Cuteness sei eine verständliche

Reaktion auf die pandemische Periode der Berührungslosigkeit und also vielfach auch bei künstlerischen Arbeiten im Netz im Sinne von "warm, weich, flauschig - einfach zum Liebhaben" (Katja Gunkel) festzustellen.

Doch Katz ist keine Digitalkünstlerin des affirmativ Niedlichen einer postmodernen Gartenzwerg-Ästhetik, wenn dem auch in der Literatur 

eine vielfältig ausgerichtete, sogar kritische Bedeutung zugesprochen wird. 

Natürlich könnte darüber hinaus der Sinnlichkeit der Bildnisse von Sasha Katz durchaus Softpornomäßiges vorgeworfen werden, aber welchen 

ästhetischen Mehrwert hätte das denn zur Folge?! Bei solchen Küssen?!

 

Und schließlich bietet diese Künstlerin noch eine gute Gelegenheit, kurz ihre Angebote und Verkäufe auf Online-Kunstmarktplätzen anzusprechen.

Dies einmal, weil auch das Möglichkeiten sind, mit ihrer Kunst Geld zu verdienen, was aber rein gar nichts mit Hypes wie bei Verkäufen von Auktionshäusern zu tun hat. Und auch, weil das auch eine Einnahmequelle ist zur Unterstützung von Too Young To Wed, einer internationalen Frauen-Solidaritätsaktion gegen das System patriarchalischer Mädchen-Ehen.

 

 

Küss mich schnell (2021) / Geschmacksknospen (2021) / Junge Frau macht Siesta (2022) u.a.

 

Blanched Almond
Blanched Almond

 

Anan Fries & Malu Peeters

 

 

Anna Fries & Malu Peeters verbindet eine langjährige Zusammenarbeit im Rahmen des Performancekollektivs Henrike Iglesias und des Spieltheaterkollektivs machina eX. Die beiden haben eine Leidenschaft für virtuelle Möglichkeiten, immersive Experimente und dafür, das Publikum an unbekannte Orte zu führen, sich zu öffnen für Traumwelten sanften Andersseins. Dabei realisieren, besser zelebrieren sie etwas, wovon Friedrich Schiller 1795 sprach und die deutsche Frühromantik inspirierte, wenn er im 15.Brief Über die ästhetische Erziehung des Menschen davon spricht, der Mensch "ist nur da ganz Mensch, wo er spielt", und dieses Spielen explizit auf die "Schönheit" bezieht. Noch dazu, wenn es auch eine selbst-ironische Note besitzt, wie im folgenden Video The Host von 2021, hier nur der Trailer:

 

 

 

Posthuman und Virtual Wombs bringen die virtuelle Realität in eine Art  Theaterraum und spielen Spekulationen aus. Die Arbeiten beschäftigen sich mit Mutation und Transformation und mit den Möglichkeiten des "Worldbuilding", der Schaffung digitaler, realitätserweiternder Welten. Die Produktionen sind ein Mix aus einer räumlichen Klangumgebung, einer Lichtinstallation und einem VR-Trip.

 

 

[POSTHUMAN WOMBS] (2021) ist ein halbstündiges Video über "eine VR-Reise in eine räumliche Klanginstallation von Anan Fries und Malu Peeters. Es ist eine Erkundung nicht-normativer schwangerer Körper und der Werte posthumaner Wahrnehmung" - so die beiden Kunstschaffenden

Anan Fries (Regie, Drehbuch) und Malu Peeters (Komposition, Klanginstallation).

Im Oktober 2023 wird die Produktion auf dem Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm gezeigt, dort wird sie mit den Worten von Lars Rummel so angekündigt:

"Die stereotype Vorstellung von Schwangerschaft ist eine Herausforderung für Personen, die sich nicht nur als weiblich definieren. Dieses autotheoretische Essay beschäftigt sich mit der Zukunft von Familie und nicht-binären Reproduktionsszenarien, in denen alle Körper schwanger werden können. Wir reisen in den Bauch eines Posthumans und folgen Spekulationen zur Entfeminisierung des Kinder-Austragens."

Wie alle Philosophien und Religionen kennt auch der Posthumanismus eine Vielzahl von Auslegungen. Welcher nun die Posthuman Wombs anhängen wird nicht unbedingt deutlich, außer vielleicht in einigen Andeutungen künstlicher Stimmen, die eher auf eine Überwindung des Natürlichen hinzuzielen scheinen, was bei der spezifischen Thematik auch nicht verwundert.

Deutlich wird das Experimentieren mit posthumanen Perspektiven auch aufgrund der eigenen "entfremdeten" Erfahrungen mit Schwangerschaft von Anan Fries als nicht-binärer Person, "dem Unbehagen, das damit einhergeht, und wo du wirklich die Kontrolle über deinen Körper verlierst". Schwangerschaft wird so für Fries "zum Portal, um über Genderevolution nachzudenken" (A.Fries), wo es mit den Posthumans eine Welt gibt ohne biologische Geschlechtertrennung und Schwangerschaft und Fortpflanzung nicht mehr gebunden an weibliche Körper und damit "demokratisiert" würden, so Olivia Ladanyi  beim Studiobesuch am 29.8.23. 

Die Welt der Posthuman Wombs erzählt von einer Utopie unter Auslassung

des Schwängerns der schwangeren Figuren - vielleicht gar dank einer Pille, die mehrfach durch den Raum schwebt? - wie  in vielen Erzählungen und Märchen. Diese Posthumans erfreuen sich hier eines paradiesischen Zustands innerhalb wie außerhalb ihres Bauches in virtueller Flora, cremefarbenem Ambiente, bevorzugt in Rosa und Rot und durchaus lustvollem Gleiten wie im Traum in immer tiefere Tiefen.

Abrupte Blickwechsel nach oben, unten und seitwärts simulieren dagegen den Aufenthalt im analogen Raum mit VR-Brillen beim Ausprobieren

verschiedener Blickwinkeln im Virtuellen. Überhaupt arbeitet das Video sehr schön mit dem Publikum und der technischen Assistentin wie auch mit den Gebrauchshinweisen über Lautsprecher bzw. Handy, was wohl in den Raum hinein projiziert wird. Das ist eine spannende Ebene des Übergangs

ins Metaverse.

Dennoch weiß die künstlerische Arbeit von Anan Fries um die möglichen Gefahren, die jeder technologischen Entwicklung innenwohnen, weshalb sie den Begriff der Utopie eher ersetzt wissen möchte durch den der Spekulation. Und dem eröffnet die virtuelle Welt natürlich unendlichen Raum. 

Gratulation für Anan Fries für den 3.Platz beim VR Kunstpreis der DKB in Kooperation mit CAA Berlin 2023.

 

 

 

Das Nasher Museum of Art als das Kunstmuseum der Duke University im US-Staat North Carolina hat Studenten und Dozenten verschiedener Studiengänge mit der Entwicklung und Kodierung einer Datensammlung von 14.000 Museumsobjekten beauftragt, die  für ChatGPT von OpenAI lesbar sind. Ferner hat das Team Eingabeaufforderungen erarbeitet für die Auswahl von Kunstwerken für eine Ausstellung. Ähnlich wurde mit der Erstellung der begleitenden Ausstellungstexte verfahren. 

Unter dem Titel Act as if You Are a Curator eröffnete die Ausstellung Anfang September auf dem Campus und läuft bis Januar 2024.

In mehreren Schritten trainiert, wurde die KI schließlich beauftragt, einen Datensatz zu entwickeln zu den Themen: Dystopie, Utopie, Träume, Unterbewusstsein. In relativ kurzer Zeit traf sie ihre Zusammenstellung und gab ihr auch den Titel Träume von morgen: Utopische und dystopische Visionen. Das Ergebnis entsprach einerseits durchaus den Erwartungen des Museums, so zum Beispiel bei der Nominierung von surrealistischen Arbeiten Salvador Dalis, war aber auch überraschend wie bei Objekten aus mesoamerikanischer Zeit, die vom Algorithmus falsch, doch durchaus im Sinne des Rechercheauftrags, betitelt worden waren. Das aber könne, so wurde festgestellt, durchaus an den überholten Kriterien der musealen Katalogisierung liegen.

Mehr im Bericht der NYT von Zachary Small .

 

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