Mutterland, Kiew (2023)
Mutterland, Kiew (2023)
Gemälde von Nazanin Pouyandeh
Gemälde von Nazanin Pouyandeh

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KUNOarchitektur

 

 

 

Kunstprojekt 

 

Penthaus à la Parasit

 

 

Interview mit dem Aktionskünstler

Selbstermächtigtes, prekäres Wohnen: Wie geht das?

 

Hier klicken zu den zwei Interviews
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Vortrag von John von Düffel auf dem BDA-Tag in Chemnitz am 10.6.2023
Vortrag von John von Düffel auf dem BDA-Tag in Chemnitz am 10.6.2023

 

 

 

 

Reparatur

als

Gestaltungsprinzip

 

Nicht völlig neu, aber nötiger denn je!

 

Schon der Ausstellungstitel The Great Repair formuliert einen Widerspruch: Die revolutionäre Ambition eines radikalen Systemwechsels, gemeinhin charakteristisch für fundamentale Lösungen, kollidiert mit dem evolutionären Akt der Reparatur. Die Philosophin Eva von Redecker versteht ihn „als interstitiellen Wandel, also als Wandel, der über die und aus den Zwischenräumen des Alten heraus das Neue schafft.“ 

 

Bericht von der Berliner Ausstellung:

Deutschland Radio 12.10.23
Podcast zur Ausstellung in der Akademie der Künste Berlin
the_great_repair_ausstellung_in_der_akad
MP3 Audio Datei 7.3 MB

Es geht bei derartigen Transformationen nicht so sehr um die Abschaffung einer gesellschaftlichen Ordnung, sondern auch und vor allem um den Austausch ihrer sozialen Praktiken, also den Umbau von Gesellschaft nur im Wechselverhältnis der Veränderungen von Politiken und Praktiken. Denn soziale Ordnungen sind keine abstrakten Setzungen, sondern Fragen der Praxis und des praktischen Handelns. Die Grundfrage dabei, was soll, muss ausgetauscht werden, um nicht nur einen Missstand, sondern das System reparieren können.

 

 

In der Berliner Ausstellung heißt das: Mit dem Bestand arbeiten. Also vorhandene materielle Kreationen und ökologische wie soziale Strukturen als Ausgangspunkt zu akzeptieren, allerdings nicht kritiklos. Reparatur basiert auf potenziellen Nutzwerten und orientiert auf Weiterverwendung, was auch heißen kann, die Bedingungen von Produktion und Konsumption zu hinterfragen – und zu verändern. Auf dem Willen dazu fußt das Projekt The Great Repair, was sich aber nicht auf Fragen der Architektur kapriziert, sondern auf „Behutsamkeit als raumpolitisches Prinzip“ (Andrej Holm) als Ansatz für Instandsetzung und Stadterneuerung, wie das Hardt-Waltherr Hämer in ARCH+ 252 Open for Maintenance – Wegen Umbau darlegt

 

 

Dabei bekommen dann Pflege und Instandhaltung der Bausubstanz im Alltag einen besonderen Stellenwert, da regelmäßige Reinigung, Wartung und Reparaturen den Lebenszyklus der gebauten Umwelt verlängern. Was dann auch heißt, das Reinigungs- und Handwerkspersonal neben den üblichen Planer*innen und Ingenieur*innen ganz anders in den Blick zu nehmen. Und das zeigt sich auch in der Art und Weise, wie The Great Repair den Umgang mit dem Ausstellungsbau der Akademie, seine Geschichte der Instandsetzung und alltägliche Pflege thematisiert.

 

Insofern und darüber hinaus erschließen sich weitere inhaltliche Schwerpunkte dieser Ausstellung schon eher wie Mit dem Alltag beginnen, Praxis reparieren / Reparatur praktizieren, Wissenswelten dekolonisieren wie auch Werkzeuge für alle und schließlich Die Narben sichtbar lassen.

 

 

Die Ausstellung möchte dem Publikum einen Einblick in das Schaffen eines der international renommiertesten und innovativsten deutschen Architekten des 20. Jahrhunderts vermitteln, der ein Jahr zuvor  den Pritzker-Preis erhielt, den Nobelpreis für Architektur.  Auch sollten zugleich der Welt der Architektur neue Sichtweisen auf das Werk von Frei Otto (1925-2015) eröffnet werden, der nur kurze Zeit zuvor verstorben war.