"Die beste Definition des Romantischen ist immer noch die von Novalis",
so der bekannte Literat Rüdiger Safranski , der den gerade Zitierten zitiert:
"Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehn, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es."
Kulturell beruft man sich immer wieder Im Falle von Kritik am Bestehenden auf Gedanken der Romantik speziell aus ihrer Frühphase, die bis auf den heutigen Tag ihre Wirksamkeit entfalten. Faszinieren stets die „ernsten Spiele“ der Novalis, Tieck und Schlegel, ihrer Frauen und Freunde, die sich nicht beugen dem Joch eines Kanons und Regelwerks, auf Entgrenzung der Künste und Genres setzen und Schönheit und Erhabenheit orten selbst im Kleinen, im Fragment, in der Arabeske, die Rezeption in die Produktion von Kunst einbinden, auf Synästhesie und Symphilosophie setzen, auf Konstruktion, Ironie und Verfremdung unter dem ethisch-ästhetischen Dach von Freiheit, Liebe und Kunst, deren höchste Form für viele von ihnen die Lebenskunst ist.
Und Georg Philipp Friedrich von Hardenberg aka Novalis, zwei Jahre vor Caspar David Friedrich zur Welt gekommen - sie beide haben maßgeblich, natürlich nicht allein, Literatur und Malerei der Romantik geprägt. Was der eine auch programmatisch verbalisierte, hat der andere, in seinen Anfängen von Goethe unterstützt und später ebenso verdammt wie die Poeten der Romantik, in seiner Bildsprache realisiert.
Wie eng diese beiden Künste zusammenspielen, hat Michael Grus in seiner Anthologie herausgearbeitet über den Maler und seine Rezeption durch eine ganze Reihe Autor:innen der Epoche:
Doch auch wenn sich bei seinen Arbeiten keine unmittelbaren literarischen Bezüge erschließen lassen, so provozierte Friedrich umgekehrt durch die Wucht des Neuen und der gänzlich ungewohnten Sichtweisen ein literarisches Echo, das sich in kühnen Sprachbildern manifestierte. Als herausragendes Beispiel können dafür zwei seiner bekanntesten Werke gelten, die zur Berliner Akademieausstellung von 1810 eingereicht wurden: Der Mönch am Meer und die Abtei im Eichwald. Achim von Arnim (1781–1831) und Clemens Brentano hatten nach dem Ausstellungsbesuch gemeinsam einen Text für die Berliner Abendblätter von Heinrich von Kleist (1777–1811) verfasst, in dem beide, in der Tradition des Gemälde-Gesprächs im Athenäum, die »Überforderung« der gewöhnlichen, bürgerlichen Betrachter durch das Bild des einsamen Mönchs mit deren hilflos-geistreichen Vergleichen und bisweilen albernen Wortspielereien zu veranschaulichen suchten. Doch eigentlich brachte erst eine Assoziation Kleists, der als Redakteur seiner Zeitung um eine Kürzung des ausufernden Diskurses bemüht sein musste, den damaligen Wahrnehmungsschock auf den Punkt – in einem kongenialen Bild, an dem gewissermaßen noch im 20. Jahrhundert, dann aber von Regisseur Luis Buñuel in einem anderen Medium, weitergearbeitet wurde: »[S]o ist es, wenn man es betrachtet, als ob Einem die Augenlider weggeschnitten wären«.
Wo und wie und was?
Gemeinsam veranstalten die drei großen Ausstellungshäuser in Hamburg, Berlin und Dresden das gemeinsame Projekt zum 250. des großen Malers der Romantik: die Hamburger Kunsthalle, die Alte Nationalgalerie der Staatlichen Museen der Hauptstadt sowie die Staatlichen Kunstsammlungen der Elbe-Stadt, verfügen sie doch zusammen über die umfangreichsten Bestände des Künstlers weltweit. Darunter dann das jahresweite Programm von Veranstaltungen in Greifswald, der Geburtsstadt des Künstlers.
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Ausstellungen und Eröffnungen
Dresden, Aug. 2024 - Berlin, April 2024 - Greifswald, Jan. 2024 - Hamburg, Dez. 2023
Florian Illies, Zauber der Stille
Florian Ilies, Autor von Zauber der Stille. Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten, ein später Liebhaber dieses Künstlers der Romantik, hat, so heißt es, eine spannende, vor allem aber gut lesbare Biografie verfasst. Hier mit zwei Videos des Autors und einer Leseprobe aus seinem Buch über "unseren Zeitgenossen Friedrich" und seinen "Bildern der Sehnsucht, die seine Zeitgenossen nicht verstanden".
C.D. Friedrichs Antizipationsmalerei
Zwei der bedeutendsten Gemälde Caspar David Friedrichs in dieser Online-Ausstellung sind
Der Mönch am Meer (1808/1810) in Begleitung der wundervollen anschaulichen Bildbetrachtung der Video-Serie KUNST SEHEN! von Zeig Mal!, verantwortet von Niels ten Brink (hier unten).
Und...
... das andere Bildwerk Das Eismeer (1823/24) wirkt - hier wegen seiner skulpturalen Eindringlichkeit das Logo unserer kleinen Online-Schau - in seinen wegweisenden Inspirationen besonders auf Künstler:innen des 20. und 21. Jahrhunderts wie Walter Gropius, Joseph Beuys, Maurizio Kagel, Monica Bonvicini u.a.
Caspar David Friedrich
Das Eismeer
Im Winter 1820/21 wurde Friedrich Zeuge des Eisgangs auf der Elbe. Fasziniert von dem seltenen Naturschauspiel fertigte er vor Ort drei Ölskizzen mit Eisschollen an (Hamburger Kunsthalle).
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