Mutterland, Kiew (2023)
Mutterland, Kiew (2023)
Gemälde von Nazanin Pouyandeh
Gemälde von Nazanin Pouyandeh

KUNO-Newsletter

kulturimnorden@gmail.com 



 · 

Kutaiba Mamou

 

 

KUTAIBA MAMOU

 

Obsession, Zerbrechlichkeit und die Schatten

des Krieges

 

HAUS DER SYRISCHEN KUNST  Bremen, kuratiert von Frizzi Krella

 

 

Das HAUS DER SYRISCHEN KUNST in Bremen zeigt zum ersten Mal in Deutschland die Arbeiten von Kutaiba Mamou, eines jungen syrischen Künstlers, geboren 1984 in Homs. 

 

 

Kutaiba Mamous kraftvolle farbige Zeichnungen auf Papier können in ihrer Bedeutung für seinen künstlerischen Werdegang kaum überschätzt werden. Seine Arbeiten sind berührend und schockierend zugleich. Bei seiner ersten künstlerischen Suche verfolgte Kutaiba zunächst eine sehr realistische Malerei. Eine schwere Verwundung im Krieg änderte jedoch alles für ihn. Nach Koma, Lähmungen und einem vorübergehenden Gedächtnisverlust musste er lernen, mit links zu zeichnen. Er begann, sich die veränderte Welt mit Pinsel, Farben und Bleistift neu zu erschließen, sie zu hinterfragen und zu reflektieren.Dabei suchte Kutaiba Mamou in den Vorbildern der europäischen Moderne zwischen den zwei Weltkriegen nach möglichen Antworten und anderen künstlerischen Mitteln. Das obsessive Zeichnen wurde für ihn zu einem Ventil, einem Bedürfnis und einer Leidenschaft. Auf der Suche nach einer eigenen Bildsprache, die von der Zerbrechlichkeit des Menschen, seiner Seele und seines Körpers spricht,schreibt sich in seine Zeichnungen gleichzeitig die Ohnmacht ein, der menschlichen Tragödie in seinem Heimatland Syrien nichts entgegensetzen zu können, nichts als die Kunst.

 

 

Kutaibas Arbeiten kommen auf den ersten Blick scheinbar krakelig, zeichenhaft, ja fast naiv anmutend daher. In seinem Repertoire greift er auf eine rudimentäre Formensprache zurück, die an Kinderzeichnungen erinnert. Sie ist das Grundgerüst jener wilden unkonventionellen jedoch bewusst gesetzten Kompositionen, die mit Zeichen und Kürzeln, Buchstaben und beigefügten Materialien angefüllt sind und immer komplexer werden. Das unmissverständliche Symbol des Kreuzes, als einem Zeichen für Ewigkeit und Endlichkeit in einem, kehrt im graphisch-malerischen Werk Kutaibas ebenso immer wieder wie das Motiv des Vogels als einem Sehnen nach Freiheit und Leben. In Kutaibas Formensprache fühlen wir uns mitunter an die großen unhierarchischen Zeichnungen von Cy Twombly bis Basquiat erinnert Aber auch eine gewisse Nähe zur Popart schwingt hier mit. Zwischen trivialem Gekritzel und substantiellem Existentialismus erfährt der Dialog von Linie, Zeichen und Farbe in seinen vielschichtigen Überlagerungen eine unverwechselbar authentische Handschrift. Gesehenes und Erlebtes aus Realität und Film, Trauma und Vision sind die Inspirationsquelle für seine Gemälde, Zeichnungen und Collagen, verrätselt, vielschichtig und provokant.

 

alle Werke: Kutaiba Mamou, o.T., 2019-22, © Courtesy the artist and Adonia Art Gallery, Damaskus
alle Werke: Kutaiba Mamou, o.T., 2019-22, © Courtesy the artist and Adonia Art Gallery, Damaskus

 

 

 

 

 

 

 

 

Katalog KUTAIBA MAMOU | Obsession, Verletzbarkeit und die Schatten des Krieges

mit einem Interview des Künstlers und einem Text von Frizzi Krella. (Herausgegeben von der Takla Stiftung)

Kommentar schreiben

Kommentare: 0